Das Konzept

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Die geplante Schule ist als Modellschule konzipiert, die innovative pädagogische Konzepte und Methoden, auch unter Einbeziehung von E-Learning, umsetzt. Die Schule soll Schülerinnen und Schülern Bildungschancen auf einem sehr hohen Niveau eröffnen, auch Mädchen und Kindern aus Familien mit sehr geringem Einkommen (zahlreiche Freiplätze). Durch die Ausbildung von Lehramtsstudierenden und Fortbildungsveranstaltungen in der „Modellschule“ trägt diese im Sinne von Capacity building zur Modernisierung und Qualitätsverbesserung des tansanischen Bildungswesens mit Auswirkungen auf das ganze Land und vor allem dessen weitere Entwicklung bei. Es wurde eine Sekundarschule geplant, da Schulen in diesem Bereich trotz erheblicher Anstrengungen in den letzten Jahren noch fehlen und die Klassen mit meist 50 bis 100 Schülern viel zu groß sind. Die geplante Schule soll zu tansanischen Abschlüssen (mittlerer Abschluss und Hochschulreife) sowie zum gemischtsprachigen Internationalen Baccalaureate (Deutsch und Englisch) führen. Die Modellschule wird in Kooperation mit Erziehungswissenschaftlern und Lehrkräften aus Tansania vor Ort weiter ausgestaltet und entwickelt. Die folgenden drei Säulen bestimmen das Profil der neuen Schule:

1. Interkulturelles Lernen und UNESCO-Ziele

Ein großer Stellenwert kommt in der „Modellschule“ dem interkulturellen und globalen Lernen zu. Dadurch werden Kompetenzen vermittelt, die im Zeitalter der Globalisierung auch und gerade für junge Menschen aus einem Entwicklungsland unab- dingbar sind. Dabei orientiert sich die Arbeit an den Zielen der UNESCO. Die Aufnahme der Schule in das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen ist geplant. Der Unterricht, besonders in Form von Projekten, bewegt sich dabei im Spannungsfeld zwischen lokaler Kultur und Weltkultur. Das Zusammenwirken von Schül- er/innen und Lehrkräften aus verschiedenen Kulturen und Ländern bietet die Chance, das interkulturelle Lernen im Alltag zu
leben – mit fruchtbaren Wech- selwirkungen zwischen Theorie und Praxis. Für die einzelnen Schuljahre werden Themenschwerpunkte festgelegt, an denen sich – soweit möglich – alle Fächer orientieren, z.B. Werte in der Jahrgangsstufe 8, kulturelle Vielfalt und Toleranz in der Jahrgangsstufe 9 und nachhaltige Entwicklung in der Jahrgangsstufe 10. Deutsch wird eine der Schwerpunktsprachen sein, die unterrichtet und in der einige Fächer (Geschichte und Biologie) gelehrt werden. Dadurch bietet die Schule auch ein Bildungsangebot für Kinder aus Familien aus Deutschland, die zeitweise im Ausland leben. Schulpartnerschaften, die in den Unterricht der gesamten Schule integriert sind, werden wichtige Wege des interkulturellen und globalen Lernens eröffnen. Regelmäßig findet in Zusammenarbeit mit deutschen UNESCO-Projektschulen eine internationale Schülerakademie zur Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Schülergruppen aus verschiedenen Ländern statt. Zu Präsentationen von (inter)kulturellen Projekten wird die lokale Bevölkerung eingeladen, so dass die Schule auch als ein regionales kulturelles Zentrum agiert.

2. Individualisierung

Leitendes Prinzip der neuen Schule ist Individualisierung des Lernens und Lehrens, um jedem Schüler mit seiner besonderen Begabung und Interessen- struktur gerecht zu werden und auf diesem Wege effektive Motivation und Leistungen auf einem sehr hohen Niveau zu gewährleisten. Hierfür werden erprobte und auch innovative Methoden eingesetzt. Das Prinzip der Individualisierung ist aber nicht nur für die Wahl einzelner Methoden bestim- mend, sondern wird die Schule insgesamt strukturieren: Schüler/innen arbeiten ein Drittel der Unterrichtszeit im Klassenverband, ein Drittel in Projekten (auch jahrgangs- gemischt) und ein Drittel individuell. Die Lehrkräfte erstellen zusammen mit jedem/r einzelnen Schüler/in einen individuellen Lernplan und evaluieren regelmäßig den individuellen Lernfortschritt. „Lernen lernen“ ist integraler Bestandteil des Individualisierungskonzeptes. Ein wichtiger Aspekt dieses Ansatzes ist die Hochbegabtenförderung, die in Tansania bisher noch keine erkennbare Rolle spielt. Hochbegabte sollen z.B. als Projektleiter tätig sein. Zusammenarbeit mit Universitäten ist in diesem Bereich geplant. So werden einzelne Schüler an Vorlesungen und Seminaren teilnehmen und ihr auf diese Weise gewonnenes Wissen in Projekten und im allgemeinen Unterricht weitergeben. Um ein hohes Niveau in Mathematik zu erreichen, wird dieses Fach nur in Doppelstunden unterrichtet:

  • in der ersten Stunde Vermittlung neuen Stoffes im Klassenverband,
  • in der zweiten Stunde individuelle Verarbeitung, Ãœbungen etc.

Der Ganztagesschulbetrieb trägt zu konsequenter Individualisierung des Lernens und Lehrens bei (z.B. Förderkurse, auch von Schülern gegeben).

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Modellcharakter wird auch die Nutzung der Möglichkeiten haben, die die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie im Sinne der Individualisierung bietet. So werden im Intranet für alle Unterrichtsthemen auf jeweils verschiedenen Niveaustufen Arbeitsaufträge zum entdeckenden Lernen und zur individuellen Vertiefung sowie Übungsmöglichkeiten mit individuellem Feedback zur Verfügung gestellt. In den virtuellen Klassenzimmern hinterlegen Schülerinnen und Schüler die wichtigsten Stunden- und Projektergebnisse und nutzen das Inter- wie Intranet für die Projektarbeit.

Die Möglichkeiten moderner Informations- und Kommunikationstechnologie werden auch genutzt, um Schülern, die weit entfernt von der Schule wohnen, individuell konzipierte, sie in besonderer Weise fördernde Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen. Adressaten sind deutsche Schüler/innen bzw. solche mit deutschem Hintergrund und besonders begabte tansanische Jugendliche. Sie besuchen eine reguläre Schule in ihrer Region, nehmen aber zusätzlich in einigen Hauptfächern an dem E-Learning-Programm sowie über das Internet auch an Projekten der Modellschule teil und besuchen am Freitagnachmittag und Samstagmorgen in deren Zweigstellen eigens für sie konzipierten Unterricht im Klassenverband (u.a. in Deutsch und Geschichte).

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3. Projektunterricht und Demokratieerziehung

Einen wesentlichen Teil des Unterrichts wird Projektunterricht ausmachen, der im Allgemeinen fächerübergreifend ist. Projekte werden von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern vorgeschlagen und – nach Zustimmung der Schulleitung – von ihnen geleitet. Tansanische Lehramts-Studierende sollen dabei mitwirken, z.B. als Projektleiter. Am Ende jeder Woche findet ein einstündiges Treffen aller Schülerinnen und Schüler statt, um ausgewählte Projektergebnisse der gesamten Schulgemeinschaft zu präsentieren. In vielen Projekten gilt das Prinzip „Schüler lehren Schüler“. Eine wichtige Voraussetzung für Projektunterricht ist der Ganztagesschulbetrieb, der genügend Zeit ermöglicht. Zahlreiche Projekte werden sich politischen, historischen und sozialen Themen widmen und damit einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung leisten. Der Projektunterricht trägt aber auch insofern zur Demokratieerziehung bei, als Schülerinnen und Schüler Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen, wichtige Entscheidungen gemeinsam diskutieren und in demokratischem Verfahren treffen. Gelebte demokratische Partizipation der Schülerinnen und Schüler ist ein wichtiges Element in der neuen Schule. Sie können Probleme und Anregungen im Klassenrat, der alle zwei Wochen stattfindet, zur Diskussion stellen. Jeden Monat versammelt sich das Schülerparlament, in dem gewählte Vertreter aller Klassen sitzen. Ihre Rechte und Pflichten sind in der „Schulverfassung“ festgelegt, die von den Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern gemeinsam ausgearbeitet wird. Da zu erwarten ist, dass die Schülerinnen und Schüler später einmal in herausgehobenen Positionen tätig sind, erscheint es im Hinblick auf das übergeordnete politische Ziel der Good Governance sinnvoll, sie frühzeitig im Sinne von „Demokratie leben“ auf ihre späteren Rollen vorzubereiten. Dazu soll auch Service learning (unterrichtsbezogene verpflichtende Arbeit in sozialen Einrichtungen) beitragen, das den schulischen Kreis in Richtung auf umfassendere gesellschaftliche Kontexte erweitert. Ein wichtiger Aspekt des Konzeptes ist, dass Jugendliche aus verschiedenen sozialen Schichten zusammen lernen und so im täglichen Umgang die Kompetenz erwerben, mit Vielfalt und Anderssein umzugehen. Deshalb werden sowohl Schülerinnen und Schüler, die Freiplätze haben, als auch Kinder und Jugendliche, die Schulgeld zahlen, die Schule besuchen.


Evaluation und weitere Perspektiven

Kontinuierliche Evaluation, die zur Qualitätssicherung beiträgt, wird als Motor der Schulentwicklung fungieren. Die langfristige Planung sieht vor, dass nach dem Beginn mit einer ersten Schule in Tansania weitere Schulgründungen nach diesem Muster – auch in anderen afrikanischen Staaten – folgen sollen. Die Schulen werden ein Netzwerk bilden, das gemeinsam Lehrerfortbildung, Qualitätskontrolle und Schulentwicklung plant und durchführt. Die vorgesehene Kooperation mit Universitäten wird vielfältige Möglichkeiten umfassen: Studierende können in den Modellschulen Praktika absolvieren, Lehrerfortbildungen gemeinsam entwickelt und durchgeführt werden. Dabei sollen die afrikanischen Partnerschulen der niedersächsisch-bremischen UNESCO-Projektschulen eine besondere Rolle spielen und frühzeitig in die Gestaltung und Evaluation von Fortbildungsmodulen mit einbezogen werden.