Das interkulturelle Lernen ist in unserer deutsch-tansanischen Schule bereits sehr gut angelaufen. Wir lernen wechselseitig voneinander. So lernte ich, dass tansanische Schüler Konflikte zwischen sich häufig durch Einander-Vergeben lösen. Wenn ich Schüler zu mir vorgeladen und durch Befragungen mir ein Bild von dem Verlauf des Streites gemacht hatte und danach ankündigte, über eine Sanktion nachzudenken, schauten sie mich verwundert an und sagten treuherzig und zugleich entsetzt: „Wir haben uns doch schon vergeben.“ Vergeben ist ein wichtiger Aspekt der tansanischen Kultur. Als ich einmal in Dar es Salaam auf einem Bürgersteig von einem Motorradfahrer angefahren worden war und acht Männer sofort das Motorrad zum Stehen gebracht hatten und den jungen Fahrer beschimpften, musste dieser zu mir gehen und um Vergebung bitten. Danach wollten die Männer „offiziell“ aus meinem Mund hören, ob ich ihm wirklich vergeben hatte.
Auf der anderen Seite vermitteln wir den tansanischen Lehrkräften unserer Schule, wie ohne körperliche Strafen die Regeln unserer Schule durchgesetzt werden können. Außerdem wirken wir auch daraufhin, moderne Unterrichtsmethoden einzusetzen und neben Multiple choice auch andere Test- und Prüfungsformen zu verwenden. Ein wichtiger Motor des wechselseitigen Lernens sind die tansanisch-deutschen Lehrerkonferenzen. Wir hatten bereits eine ganze Reihe davon, und wir alle empfanden den Austausch als überaus spannend und fruchtbar. Zum Glück haben wir auf beiden Seiten Personen, die dafür offen sind.